Cornelius Fischer: Interview mit einem Hochzeitsfotografen
Die Zahlen werden immer grösser. Mittlerweile hat Cornelius während elf Jahren rund 250 Hochzeiten fotografiert. Es ist samstags unmöglich, mit ihm in die Migros zu gehen, ohne dass ihm ein ehemaliges Brautpaar über den Weg läuft. In diesen elf Jahren hat er sein Können und Angebot rund um die Hochzeitsfotografie stetig ausgebaut, hat sich noch nie (!) über seine Arbeit als Hochzeitsfotograf enerviert und legt auch in Zukunft weiterhin seinen Fokus auf Hochzeiten. Warum ihn Hochzeiten bis heute fotografisch und persönlich so begeistern, das habe ich ihn im Rahmen eines persönlichen Interviews mal gefragt.
Wir sitzen mit feinem Nespresso-Käfeli am Tisch im Studio. Ich habe Cornelius die Fragen vorweg zugestellt und er hat sich fünf Minuten Zeit genommen, die Fragen schon mal zu studieren. Er war sofort begeistert, als ich ihm vor zwei Wochen dieses Interview vorgeschlagen hatte. Er muss etwas zu erzählen haben.
Sara: Fangen wir von vorne an. Wie bist du überhaupt dazu gekommen, Hochzeiten zu fotografieren?
Cornelius: Es war 2008, ich besass seit zwei Jahren eine professionelle Fotokamera und beschäftigte mich intensiv mit der Fotografie. Und dann war das so, wie es bei den meisten läuft. Eine Freundin einer Freundin suchte für ihre Hochzeit einen preiswerten Fotografen. Vom Fotografieren hatte ich damals schon Ahnung, von Hochzeiten aber überhaupt nicht (lacht). Ich habe damals durchaus vorweg die Vorstellungen und Wünsche des Brautpaares abgeholt, aber gerade beim Paarshooting sieht man die typischen Anfängerfehler aufgrund mangelnder Erfahrung. Es sind total gestellte Bilder!
Sara: Und mit welchem Gefühl hast du diesen ersten Einsatz als Hochzeitsfotograf abgeschlossen?
Cornelius: Ich habe schnell bemerkt, dass ich mich in diesem Reportagestil, den Hochzeiten erfordern, extrem wohl fühlte. Dabei sein und beobachten, das kam für mich ganz natürlich.
Sara: Hättest du damals gedacht, dass noch 249 Hochzeiten folgen werden?
Cornelius: Nein, niemals hätte ich erwartet, dass ich in meinem Leben mal über 250 Hochzeiten fotografieren würde. Das Fotografieren von Hochzeiten war mir damals nur ein willkommener Nebenerwerb, weil ich mir damit neues Fotozeugs kaufen konnte!
Sara: Woran liegt es, dass du Hochzeiten so gerne fotografierst?
Cornelius: Das sind drei ganz unterschiedliche Aspekte. Erstens ist da die technische/fotografische Herausforderung. Hochzeiten sind zwar sehr durchgeplant, aber zum Fotografieren doch sehr spontan, weil die richtig wichtigen Momente flüchtig sind. Dinge laufen sehr schnell ab und es gibt oft schnelle Lichtwechsel, auf die ich reagieren muss. In Sekundenschnelle muss ich auf Veränderungen reagieren können und dabei immer sicherstellen, dass die Bilder scharf sind, ich den richtigen Bildausschnitt wähle, die Belichtung stimmt und ich darf trotz alledem das grosse Ganze nicht aus den Augen verlieren. Ich überlege mir im Vorfeld ja schon, wie ich die Geschichte der jeweiligen Hochzeit später erzählen will, d.h. wo ich welchen Winkel einsetzen will, wann ich ganz nah ans Geschehen gehen und wann ich eher aus der Ferne Bilder machen will. In meinem Kopf entsteht die Abfolge der einzelnen Bilder schon im Vorfeld und wird dann am Hochzeitstag beim Fotografieren verfeinert. So kann ich sicher sein, dass die einzelnen, unterschiedlichen Bilder später ein stimmiges Bild der kompletten Hochzeitsreportage abgeben.
Zweitens geht es mir um den menschlichen Aspekt. Ich darf bei Hochzeiten immer mit aufgestellten und sehr dankbaren Menschen zusammenarbeiten. Tatsächlich hole ich mir daraus meine Hauptmotivation. Die Freude und Dankbarkeit der Brautpaare für meine Arbeit ist das Beste überhaupt.
Sara: Kurze Zwischenfrage: Gibt es nicht auch mühsame Brautpaare? Du sagst, sie sind aufgestellt und dankbar. Aber sind sie manchmal nicht auch gestresst oder übertrieben emotional?
Cornelius: Nein, solche Brautpaare habe ich nicht. Klar, oft sind Menschen unsicher oder fühlen sich von den vielen Vorbereitungen gestresst. Aber dies hat auf mich keine negativen Auswirkungen. Im Gegenteil, ich versuche in solchen Situationen die Paare mit meiner Erfahrung zu beruhigen. Ich kommuniziere ganz bewusst und sehr aktiv, was ich biete, was ich nicht biete, was für gute Bilder nötig ist, welches die Abläufe sind und wie was passieren/funktionieren wird. Probleme entstehen immer da, wo man kein gleiches Verständnis von Dingen hat oder Erwartungen nicht sauber im Vorfeld abgeholt hat.
Sara: Vielen Dank dafür. Nun aber zurück zu deinem dritten Punkt, warum du so gerne Hochzeiten fotografierst.
Cornelius: Der dritte Aspekt mag sich vielleicht etwas komisch anhören, aber Hochzeitfotografie ist eine Arbeit, die mich überlebt (wird emotional). Ich werde mal nicht mehr sein, aber meine Bilder bleiben bestehen und begleiten Menschen über mehrere Generationen. Es war unter anderem genau dieser Punkt, der mich in meinem ursprünglichen Beruf als Laborant unzufrieden werden liess. Die Arbeit war zwar interessant, aber nichts davon blieb je bestehen. Dass ich in meinem heutigen Beruf Bilder erschaffen darf, die anderen Menschen über Jahrzehnte hinweg erhalten bleiben und auch Jahre später noch Emotionen auslösen können, erfüllt mich sehr.
Sara: Was ist dein bisheriges Highlight als Hochzeitsfotograf?
Cornelius: Oh, da gibt es so viele spezielle Momente. Auch hier wieder – es ist das Menschliche, das mich berührt. Klar, Hochzeiten können auch mal etwas trocken und für uns Fotografen weniger emotional sein, aber es gibt für mich auch nach 250 Hochzeiten noch immer unzählige kleine, emotionale Momente. Dies sind meist total banale Szenen. Letztens hat ein Bräutigam mit seinem Trauzeugen selber die Bestuhlung für die Trauung aufgebaut und ich durfte ihnen helfen. Immer wenn ich Teil des Festes sein darf, d.h. wirklich mit dabei sein darf und nicht nur der Aussenstehende bin, dann entsteht eine besondere Bindung zu den Brautpaaren. Diese Momente, in denen sich diese Bindung ergibt, das sind für mich Highlights.
Sara: Was hat sich für dich in den letzten 11 Jahren als Hochzeitsfotograf am meisten verändert?
Cornelius: Per se hat sich sicherlich rund ums Heiraten sehr viel verändert. Früher waren Hochzeiten mehr ein Fest für die Familie und für Freunde. Heute kommt immer mehr auch ein Aspekt des Sich-selber-Feierns dazu. In früheren Generationen undenkbar, feiern viele Junge heute gerne ein ausschweifendes Fest. Hochzeiten werden immer grösser, aufwändiger. Es wird viel mehr Wert auf Details gelegt, wie z.B. eine instagrammable Dekoration. Die jüngere Generation gibt heute mehr Geld aus, das merken wir. Für uns als Hochzeitsdienstleister ist das aber natürlich eine positive Entwicklung.
Für mich persönlich ist es eigentlich vorwiegend der eigene Anspruch, der sich im Verlauf der Jahre mit verändert. Ich kann ja nicht jede der 250 Hochzeiten genau gleich erzählen. Das würde für mich einfach nur langweilig. So suche ich immer wieder nach neuen Möglichkeiten, Erzählweisen und Fototechniken, um auch am gleichen Ort noch immer spannende Bilder zu erstellen. Momentan sind wir grad dran neue Techniken bei unseren Ringfotos auszuprobieren und ich habe mir letzte Woche eine Akku-betriebene Nebelmaschine gekauft, die im Handumdrehen einsatzbereit ist. Diese an der nächsten Hochzeit zum ersten Mal einzusetzen, darauf freue ich mich sehr!
Sara: Worauf legst du als professioneller Hochzeitsfotograf besonderen Wert?
Cornelius: Ich will eine hochprofessionelle Dienstleistung abliefern und das tun wir. Wir sind ein 3-köpfiges Team, das sich um unsere Brautpaare kümmert. Bei grossen Hochzeitsreportagen sind wir immer zu zweit unterwegs und die Zweitfotografin ist immer Lara. Oft kennt sie die Brautpaare bereits vor der Hochzeit, so dass sie ebenfalls die Chance hat, eine persönliche Beziehung zum Brautpaar aufzubauen. Zu dritt, d.h. auch mit dir im Hintergrund, haben wir die Möglichkeit eine umfassende Dienstleistung anzubieten, die in der Form nur wenige in der Schweiz anbieten können. Nur wenn sich ein Hochzeitspaar wohl fühlt mit dir, kannst du die perfekten Fotos machen.
Aber es gibt viele gute Hochzeitsfotografen in der Schweiz. Und jeder hat seine eigene Gewichtung und seinen eigenen Stil. Bei uns ist neben der einwandfreien technischen Umsetzung der Reportage das Hauptgewicht auf der gemeinsamen Vorbereitung mit dem Brautpaar, damit am Tag X alles nach Plan abläuft. Wir unterstützen die Brautpaare im Vorfeld mit all unserem Wissen und unserer Erfahrung. Wir bieten unter anderem ein selber geschriebenes Wedding Kit mit vielen Tipps und Tricks, einen selbst gebauten Wedding- und Budgetplaner oder auch über 50 Blogposts zum Thema Hochzeit mit monatlich über 2000 Aufrufen.
Sara: Gibt es etwas, was du dir von deinen Brautpaaren wünschst?
Cornelius: Dass sie Spass haben an den Vorbereitung ihrer Hochzeit! Und dass sie sich auf verrückte Bildideen, wie z.B. meine Nebelmaschine einlassen (lacht).
Sara: Fotografierst du auch ü50 noch Hochzeiten?
Cornelius: Das weiss ich nicht so genau. Wenn die Knie, Schultern und der Rücken mitmachen, dann fotografiere ich sicher noch länger Hochzeiten. Vorausgesetzt, dass Fotos dann überhaupt noch gefragt sind! Momentan geht der Trend klar zu Video. Die junge Generation hat Mühe mit dem Physischen. Aber aus meiner Sicht ist ein physisches Foto, das Momente als Einzelbild festhält und über Generationen weitergegeben werden kann, noch immer etwas Besonderes. Video kann das nicht, es kann nicht analogisiert werden und es lässt sich nicht auf Einzelmomente reduzieren. Von daher hoffen wir doch, dass unsere Arbeit noch lange gefragt ist und Video eine Ergänzung zur Fotografie bleiben wird.
Ich: Womit wir beim Thema sind, was bringt die Zukunft?
Cornelius: Wahrscheinlich müssen auch wir bald Videos anbieten (lacht)!
So – und zum Schluss noch ein paar Eindrücke von Cornelius im Einsatz.