Die Grossnichte der letzten privaten Besitzerin des Schloss Lenzburg hat «Ja» gesagt und Cornelius war mit dabei!

Von Veröffentlicht am: 25. Mai 2023Last Updated: 26. Mai 2023Kategorien: HochzeitenViews: 2585

Letzte Aktualisierung am: 26. Mai 2023

Total überraschend, total sympathisch und total romantisch. Ein Heiratsantrag, der nicht nur dem künftigen Brautpaar immense Freude beschert hat.

Andrew & Laura sind zwei junge US-Amerikaner und wohnen im Grossraum Seattle. Man würde es kaum vermuten, aber Laura hat eine ganz spezielle Beziehung zu Schloss Lenzburg. Ihre Urgrosstante war nämlich Marie Louise Ellsworth-Ulmer, die letzte private Besitzerin des Schloss Lenzburg bis 1955. (Richtig gelesen, das war bis vor knapp 70 Jahren!) Damals hat der Kanton Aargau der Witwe des Polarforschers Lincoln Ellsworth das Schloss abgekauft, um es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aber wir erzählen euch jetzt die ganze Geschichte.

Laura und Andrew

Es war im März dieses Jahres, als wir von Christine Ziegler und René Marty, Geschäftsführer:in der Stiftung Schloss Lenzburg, eine E-Mail mit spannendem Inhalt erhalten haben. Sie liessen fragen, ob Cornelius Interesse hätte, den Hochzeitsantrag der Grossnichte der letzten Besitzerin des Schloss Lenzburg zu fotografieren. Jede:m Lenzburger:in ist der Name Ellsworth als Schlossbesitzer natürlich ein Begriff (nebst dem Dichter Frank Wedekind, der auf dem Schloss seine Kindheit verbracht hat). Klar, waren da auch meine Ohren sofort gespitzt! (Ich bin nämlich nicht nur Lenzburgerin, sondern auch direkt unterhalb des Schlosses aufgewachsen.)

Wer war Mary Louise Ellsworth? eine Kurze Geschichtslektion zum Schloss Lenzburg

(Hier klicken, um direkt zum Heiratsantrag zu gelangen)

Die Anfänge

Das Schloss Lenzburg hat seinen Namen von den Grafen von Lenzburg, die im 11. Jahrhundert ihren Stammsitz auf einem «Molassehügel» errichten liessen. Die Grafen von Lenzburg waren damals eines der mächtigsten Adelsgeschlechter im Gebiet der heutigen Schweiz (oha, das erklärt so einiges!). Ab 1173 war das Schloss mal im Besitz der Staufer, der Kyburger und der Habsburger. Danach kamen 1415 die Berner, die den habsburgischen Aargau eroberten (Frechheit!) und erst 1804 gelangte das Schloss wieder in den Besitz des neu gegründeten Kantons Aargau. Anschliessend war es unter anderem ein Erziehungsinstitut für Knaben, bis es tatsächlich für knapp 100 Jahre wieder in privaten Besitz übergehen sollte (der Kanton wusste schlicht nicht, was er mit der Anlage anfangen sollte). Und jetzt kommen die Ellsworths und Ulmers ins Spiel.

Das Schloss in Privatbesitz

Der amerikanische Polarforscher Lincoln Ellsworth erbte das Schloss 1925 von seinem Vater, dem Grossindustriellen und begeisterten Kunstsammler James William Ellsworth. (William Ellsworth hatte das Schloss 1911 erworben – zunächst einzig, um einen historischen Tisch aus der Zeit von Kaiser Barbarossa (ein Staufer) erhalten zu können, den er nur zusammen mit dem Schloss kaufen konnte. Crazy, oder?!) Lincoln – wir sprechen wieder vom Sohn – der das Schloss 14 Jahre später erbte – war Polarforscher und Flugpionier und unternahm viele Expeditionen zum Nordpol und in die Antarktis, unter anderem auch mit dem berühmten Norweger Roald Amundsen (einer der ersten Menschen am Nord- UND Südpol!). Auf Schloss Lenzburg wurden diese lebensgefährlichen Expeditionen sogar geplant. (Wer hätte das gedacht!)

Jedenfalls heiratete Lincoln 1933 die Amerikanerin Mary Louise Ulmer. Mary Louise war die Tochter eines reichen Bankers und Grossindustriellen aus Pennsylvania, USA, der um 1800 aus Baden-Württemberg emigriert war.

Mary Louise war eine aussergewöhnliche Frau

Wie Laura mir erzählt, wird Mary Louise in den Geschichtsbüchern nur am Rand erwähnt, so wie das bei vielen Ehefrauen von bekannten Männern der Fall war (und noch immer ist). Mary Louise war aber eine für ihre Zeit absolut aussergewöhnliche Frau.

Sie kam aus sehr gutem Haus, war hervorragend gebildet und hat als Kind schon die Welt bereist. (Vergessen wir nicht, das war in den frühen 1900ern – also wirklich eine privilegierte junge Frau.) In den 1930er Jahren machte Mary Louise in Deutschland gar den Flugschein (!), weshalb sie auch als Flugpionierin bezeichnet wird.

Schloss Lenzburg als Rückzugsort

Laut Laura haben Mary Louise und Lincoln auf Schloss Lenzburg die schönste Zeit ihrer Ehe verbracht. Für Mary Louise war das Schloss auch ein willkommener Rückzugsort, da sie eine eher private Person war, die das Rampenlicht nicht gesucht hat. So konnte sie sich in Lenzburg vom Trubel der Chicagoer und New Yorker Elite zurückziehen. (Man stelle sich das vor – von New York der 30er Jahre auf Schloss Lenzburg…) Mary Louise hat zudem ihren Mann immer aktiv als seine Publizistin unterstützt.

Mary Louise als Bewahrerin des Schlosses

Nach dem Tod von Lincoln Ellsworth im Alter von 71 Jahren, verkaufte seine Witwe das Schloss 1955 dann an die Stadt Lenzburg und den Kanton Aargau, die es in die Stiftung Schloss Lenzburg überführten. Mary Louise hat sich nicht nur dafür eingesetzt, dass das Schloss wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, sondern kümmerte sich auch um die Bewahrung der historischen und wissenschaftlichen Errungenschaften ihres verstobenen Mannes.

Mary Louises Einfluss auf ihre Grossnichte Laura

Lauras Urgrossvater war der Bruder von Mary Louise, welche erst 1992 in Ohio, USA verstarb. Laura war damals 13 Jahre alt. Trotz des Altersunterschiedes hatte Mary Louise einen grossen Einfluss auf ihre (Ur-)Grossnichte, was Laura immer wieder bekräftigt. Ihre Grosstante hat stets Wert darauf gelegt, dass Laura und ihre Schwester von Klein auf gut gebildet und bereits in Jugendjahren die Welt bereisen würden. (Ich schätze sie hat ihr eine Art Lebensphilosophie mitgegeben).

Heute setzt sich Laura an Mary Louises Stelle für den Erhalt der Familiengeschichte ein. Ihr erster Besuch auf Schloss Lenzburg war 2007, im Rahmen der damaligen 700-Jahr-Feier von Lenzburg. (Während der Recherche für diesen Artikel war es tatsächlich schwierig Informationen über Mary Louise zu finden, weshalb es eine Freude war, dass Laura uns all diese Informationen zur Verfügung gestellt hat. So eine tolle Geschichte, nicht?!)

Marie Louise Ellsworth Ulmer (wir glauben im Schlosshof der Lenzburg), Bildarchiv ETH Zürich

Der Heiratsantrag – romantischer geht’s kaum

Über ein Jahr Planung

Als Laura vor einem Jahr auf einer Reise mit Andrew ihren Traumring fand, war für Andrew der Moment gekommen, die Planung für den Hochzeitsantrag an seine langjährige Freundin endlich in die Hand zu nehmen. Heimlich kaufte er per Telefon den Ring, der ihr so gefallen hatte und liess ihn zu seinen Schwiegereltern schicken. Diese wiederum liessen beim Juwelier den Stein mit einem Diamanten ersetzen, der schon Lauras Grossmutter gehört hatte.

Zu einer Europareise «überredet»

Auf Schloss Lenzburg – «Lauras Schloss» – sollte der Antrag stattfinden, das war ihm schnell klar. Er wusste von Lauras Bezug zum Schloss Lenzburg und auch, dass ihr das Schloss viel bedeutete. So begann Andrew damit, seine Liebste für eine grössere Europareise zu begeistern. Natürlich mit Stopp in Lenzburg.

Mit Hilfe der Stiftung Schloss Lenzburg wurde aus dem Plan Realität

Andrew kontaktierte die Stiftung Schloss Lenzburg und gelangte bei Christine Ziegler und René Marty an die richtigen beiden. Natürlich würden sie Andrew bei seinem Vorhaben unterstützen, seiner Liebsten im Garten des Schloss Lenzburg einen Hochzeitsantrag zu machen. Nun fehlte nun nur noch ein Fotograf, der das Ganze festhalten sollte. Und so kamen wir ins Spiel. Christine und René kennen Cornelius schon seit mehreren Jahren und sie haben sich immer bestens verstanden. Cornelius war natürlich sofort mit an Bord und fand sich bald im hochsympathischen Emailverkehr mit Andrew wieder, der nichts dem Zufall überlassen wollte.

Detailplanung und Ritterkostüme

Es wurden Fotos der auf den Meter genauen Location ausgetauscht, wo Andrew auf die Knie gehen würde. Es wurde ausgemessen, aus welchem Winkel die Sonne scheinen würde und wo Cornelius für den perfekten Winkel stehen müsste. Und überhaupt musste besprochen werden, warum sich ein Fotograf auf dem Schloss «herumtreiben» sollte. Die Braut sollte schliesslich keinesfalls merken, dass da etwas im Busch sein könnte!

Am Tag der Tage war der Whatsapp-Verkehr zwischen Andrew und Cornelius so hoch wie die Anspannung.

Am Tag der Tage war der Whatsapp-Verkehr zwischen Andrew und Cornelius so hoch wie die Anspannung. Zur Ablenkung des Antragstellers wurden Spässchen gemacht, wie z.B. ob Andrew denn auch seine Ritterrüstung dabei hätte. Dieser musste verneinen, er hätte bei der Security mit seinem Schwert wohl Probleme bekommen. Ein Bild von sich im Ritter-Kostüm wurde uns aber unmittelbar zugestellt!

Als es Abend wurde, war es dann endlich soweit. Der über ein Jahr lang minutiös geplante Hochzeitsantrag sollte endlich stattfinden. Andrew ging im wundervollen Schlossgarten – Lauras Lieblingsort auf dem Schloss – auf die Knie und stellte die Frage aller Fragen. 💍 Der als Schlossfotograf getarnte Cornelius war in Windeseile zur Stelle, die Braut sagte völlig überwältigt «JA!», Christine und René standen mit Champagner bereit und alle Mühen wurden mehr als belohnt…

Anschliessend gab es für das frischverlobte Paar ein Fotoshooting mit Cornelius. Andrew hatte sogar Kleid und Makeup für Laura eigens dafür mit ins Schloss geschmuggelt. Einfach herrlich schön, diese Geschichte. Und darum mussten wir sie euch erzählen.

Viel Spass mit den Bildern von Andrew und Laura. Wir wünschen den beiden von Herzen alles, alles Gute!

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