Bewerbungsfotos mit künstlicher Intelligenz? Ein Profifotograf testet und ist (mässig) begeistert.
Dank künstlicher Intelligenz (KI) kannst du heutzutage gemütlich auf dem Sofa fläzend für kleines Geld unzählige und vielfältige «professionelle» Bewerbungsfotos erstellen lassen. Ohne dafür aufzustehen. Und alles, was du dafür brauchst, sind einige Bilder und Selfies von dir auf deinem Smartphone. Blauer Anzug mit Krawatte für die Bewerbung als Banker oder gelber Bildhintergrund als Creative Director? Alles möglich dank KI und erst noch in Sekundenschnelle umgesetzt.
Cornelius wäre nicht Cornelius, wenn er nicht zumindest einen dieser KI-Bewerbungsfoto-Bildgeneratoren umgehend ausprobiert hätte. Macht ihm künstliche Intelligenz bald den Job als Profifotograf für Bewerbungsfotos streitig? Was hat sie drauf, diese Technologie?
Zusammenfassung des artikels:
KI-Bewerbungsfotos: Wie geil ist das denn?!
Bei realfakephotos.com hat sich Cornelius für 14.99 EUR das volle Paket geholt: Zugang zu über 240 verschiedenen Headshots in unterschiedlichen Outfits und Szenerien. Hinter Real Fake stecken drei Studenten der ETH Zürich. Auf ihrer Website geben sie an, dass ihre Plattform mittlerweile über 5 Mio. Headshots künstlich generiert hat. Das ist ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass ihr Bildgenerator erst dieses Jahr (2023) live gegangen ist. Real Fake dient uns hier aber einfach als Beispiel, weil uns deren Generator auf Linkedin zufällig über den Weg gelaufen ist.
Ist der Profifotograf bald überflüssig?
Gone are the days of spending hundreds of euros for a professional photo shoot – now you can produce your ideal headshot from the comfort of your bed.
– Real Fake Photos
Wir sind da nun aber doch etwas anderer Meinung. Aber schauen wir uns das Ganze erst mal etwas genauer an.
Du findest die beiden Bilder von Cornelius oben gar nicht so verkehrt? Wir auch nicht. Aber was sagst du dazu?
Was fällt an den Bildern positiv auf?
#1: Grosse Anzahl unterschiedlichster Headshots
KI kann in kürzester Zeit eine unglaubliche Vielfalt und Bandbreite an Bildern generieren. Unterschiedliche Outfits, unterschiedliche Körperhaltungen u.v.m.
#2: Unkompliziert und schnell
Ein paar Klicks, einige Bilder von sich in unterschiedlichen Winkeln hochladen, bezahlen, fertig. Schon hat man Bilder in genügend hoher Auflösung, um sie digital oder im Print-CV, Linkedin-Profil oder wo auch immer einzufügen.
#3: Kostengünstig
KI-Bilder wie von Real Fake und anderen Anbietern kosten im Verhältnis zum Profifotografen wirklich wenig.
Und was ist denn jetzt nicht so gut an diesen Bildern?
#1: Das bist doch nicht du!
Die Bilder sehen für den Laien ziemlich echt aus, wer aber die abgebildete Person kennt, sieht sofort, dass in den Gesichtskonturen irgendetwas nicht stimmt. KI ist zwar echt gut, aber so gut dann halt doch noch nicht.
Stört nicht? Doch, stört. Denn du willst von den HR-Mitarbeitenden beim Vorstellungsgespräch erkannt werden. Bild und Person müssen bei Bewerbungen zusammenpassen, wenn du beim ersten Eindruck punkten willst (dasselbe gilt für veraltete Bilder).
#2: Keine Individualität
KI-Bildsoftware kann zwar ein Bild generieren, aber nicht deine individuelle Persönlichkeit wiedergeben. KI-Bildern fehlt Individualität, da Outfits, Körperhaltungen, Szenerien etc. auf Vorlagen basieren. So werden deine Gesichtszüge auf einen fremden Körper gesetzt. Stell dir mal vor, HR-Zuständige bekommen mehrere Bewerbungen mit demselben «Bild» vorgelegt. Gleicher Körper, gleicher Bildhintergrund, aber unterschiedliche Gesichter?!
#3: Kein Aufwand = Kein Interesse
Wer sich beim CV wenig Mühe gibt, der landet nullkommanichts auf dem Stapel der Absagen. Klar, wir sind ein Dienstleister für Bilder und wollen diese verkaufen, aber wir fotografieren regelmässig HR-Mitarbeitende und diese bestätigen weiterhin: Wer auffallen will im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens, der darf auch beim Bild nicht mit Mühen sparen. Und wie fällt man auf? Mit einem individuellen Bild, das die eigene Persönlichkeit widerspiegelt und somit einzigartig ist.
#4: Qualität
Was wir bei KI-Bewerbungsfotos beobachten, ist, dass der Technologie schlechte Inputs gegeben worden sind. Die abgebildete Person schaut oft knapp an der Kamera vorbei (eigentlich nie vorteilhaft für Bewerbungsfotos), Augengrösse und Abstand sind regelmässig fehlerhaft und das Hautbild ist viel zu glatt und künstlich (überretuschiert). Klar retuschieren auch wir unsere Porträts, aber niemals so stark. Dies wirkt schlicht immer unnatürlich.
#5: Bildauflösung
Die gelieferten Bilder von Real Fake haben nur 512×512 Pixel Auflösung. Das reicht natürlich für ein LinkedIn Profil, aber nicht für mehr.
Anmerkung zum Datenschutz
Wenn du einen KI-Bildgenerator ausprobieren möchtest, dann schau dir vorweg die Datenschutzerklärung und AGB des Anbieters an und stelle sicher, dass deine hochgeladenen Bilder nicht zum Training der AI verwendet werden dürfen. Andernfalls wäre es möglich, dass später Bilder mit deinem Gesicht generiert werden, worüber du dann keine Kontrolle hättest. In der Datenschutzerklärung von Real Fake ist z.B. vermerkt, dass hochgeladene Bilder nicht für Trainingszwecke der Technologie verwendet werden dürfen.
Aktuell hinkt die gesetzliche Regulierung von KIs der technischen Entwicklung massiv hinterher. Daraus entstehen insbesondere offene Fragen zum Urheberrecht von KI-generierten Bildern. Entsprechend ist es wichtig, dass Anbieter transparent angeben, woher die Trainingsdaten stammen und ob sie entsprechende Lizenzen für das Training und das generierte Bildmaterial haben.
Fazit
Bewerbungsfoto-Generatoren mit künstlicher Intelligenz sind echt beeindruckend und lustig! Sie bringen viel Freude für kleines Geld und bereiten schlicht jedem einen herzlichen Lacher.
Wer mit seinem Bewerbungsfoto aber positiv auffallen will, der kommt weiterhin besser zu uns. Wir sind auf Bewerbungsfotos spezialisiert und nehmen uns die Zeit, dich authentisch und individuell abzulichten.
Und hier noch zum Vergleich der echte Cornelius. ;-)